Archivale des Monats - Oktober 2025

Aktendeckel des Akts des Oberkonsistoriums München zum Ableben des Königs Maximilian Joseph I.
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Trauer um den "guten Vater Max" - 200. Todestag von Maximilian I. Joseph

01.10.2025, Recherche und Text: Celine Brantl und Marcel Luitjens

Am 13. Oktober 2025 jährt sich zum 200. Mal der Todestag von Maximilian I. Joseph, dem ersten König von Bayern und einem bedeutenden Reformer seiner Zeit. Anlässlich seines Todes fanden im gesamten Königreich umfangreiche Trauerfeierlichkeiten statt.

Deren Ausmaße lassen sich besonders gut anhand eines Akts des Oberkonsistoriums mit dem Titel „Die Trauerfeierlichkeiten wegen Ableben seiner Majestät des Königs Maximilian des Ersten“ aus den Jahren 1825/26 nachvollziehen. Die große Anteilnahme und die damit verbundenen eindrucksvollen Feierlichkeiten werfen jedoch eine grundsätzliche Frage auf: Wie kam es eigentlich zu der großen Popularität, die Maximilian I. Joseph bis über seinen Tod hinaus zuteilwurde?

Der Weg Maximilian I. Josephs auf den bayerischen Thron war keineswegs vorgezeichnet. Infolge der Französischen Revolution lebte er lange Zeit im Exil. Nach dem überraschenden Tod seines älteren Bruders, des ursprünglichen Thronfolgers, übernahm er 1795 das Herzogtum Pfalz-Zweibrücken. Bereits vier Jahre später, im Jahr 1799, erbte er von Kurfürst Karl Theodor das Kurfürstentum Bayern. Obwohl Bayern nun das drittgrößte Gebiet im Heiligen Römischen Reich bildete, war das Land in einem sehr schlechten Zustand. Nach mehreren Kriegen war es militärisch geschwächt und hoch verschuldet. Außerdem fehlten wichtige Reformen und Bayern wurde von Österreich politisch immer stärker bedroht. Zusammen mit seinem engsten Berater, Maximilian von Montgelas, leitete Maximilian I. Joseph eine umfassende Modernisierung ein. Zu den zentralen Reformen zählten die Gründung eines modernen Beamtenapparats, einheitliche Gesetze, ein neues Steuersystem und die Schulpflicht. Außerdem wurde ein modernes, stehendes Heer aufgebaut, die Privilegien des Adels abgeschafft und eine Verfassung verabschiedet – eine der ersten in Deutschland. Durch das Bündnis mit Napoleon Bonaparte wurde Bayern 1806 zum Königreich erhoben und konnte sein Territorium deutlich erweitern. Einen Großteil dieser Gebietsgewinne konnte Maximilian I. Joseph auch auf dem Wiener Kongress 1815 sichern. Seine Reformen verbesserten die Lebensbedingungen breiter Bevölkerungsschichten und machten ihn im Volk beliebt, weshalb er auch nach seinem Ableben noch als “der gute Vater Max” bekannt war.

Der Tod Maximilian I. Josephs fand – trotz seines katholischen Glaubens – auch im amtlichen Schriftverkehr der Evangelischen Kirche in Bayern Beachtung. Immerhin war er als Oberster Bischof das Oberhaupt dieser in Bayern. So ist das erste Schriftstück im bereits erwähnten Akt des Oberkonsistoriums ein Schreiben des Königlichen Gesamt-Staatsministeriums vom 13. Oktober 1825 an das protestantische Oberkonsistorium (Abb. 1). Es enthält die Nachricht über das Ableben des Königs und ist damit die erste, uns bekannte, offizielle Mitteilung über seinen Tod.

Es folgen weitere Schriftstücke zum Tod des Königs, darunter mehrere handschriftliche Gebetstexte mit Bezügen zur Offenbarung des Johannes. Besonders erwähnenswert ist auch die Veröffentlichung der sogenannten Personalien mit Lebenslauf und wichtigsten Leistungen König Maximilians „Personalien des höchstseligen allerdurchlauchtigsten Königs Maximilian Joseph von Baiern“ (Abb. 2). Diese enthält einen kurzen Lebenslauf sowie die wichtigsten Leistungen des Verstorbenen.

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Im Anschluss folgen die Planungen der Beerdigungsfeierlichkeiten, die von zwei Programmen ergänzt werden. Das erste beinhaltet das Zeremoniell der Überführung des Leichnams vom Schloss Nymphenburg zur Hofkapelle der königlichen Residenz in München (Abb. 3), während das zweite die feierliche Beerdigung in der Theatinerkirche in München behandelt (Abb. 4). In diesen wird nicht nur auf die genaue Abfolge der Personen der feierlichen Züge nach Rangfolge eingegangen, sondern auch konkrete Vorschriften zur Bekleidung genannt.

Schreiben von Caroline von Baden an den Freiherrn von Seckendorff
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Schreiben von Caroline von Baden

Sein Sohn Kronprinz Ludwig Carl August von Bayern, der spätere König Ludwig I., ordnete eine einjährige Hof- und Landestrauer an. Dies ist zwei Verordnungen zu entnehmen, die sich auf Bekleidungsvorschriften innerhalb der Trauerperioden für alle männlichen und weiblichen Staats- und Hofbediensteten richtete. Über Ludwig I. berichtet auch eine beiliegende Ausgabe der “Baireuther Zeitung” vom 24. Oktober 1825, die vom Ablegen des Verfassungseides durch diesen sowie von den Trauerfeierlichkeiten berichtet (Abb. 5).

Besondere Erwähnung verdient ein eigenhändig unterzeichnetes Dankesschreiben von Karoline von Baden, der Witwe Maximilian I. Josephs, auf ein Kondolenzschreiben des Präsidenten des Oberkonsistoriums, Carl August Freiherr von Seckendorff (Abb. 6). Das direkte Schreiben des Präsidenten des Oberkonsistoriums lässt sich darauf zurückführen, dass Karoline von Baden, im Gegensatz zu ihrem verstorbenen Mann, protestantischer Konfession war.

Der Akt schließt mit Programmen, Predigten und Trauerreden aus verschiedenen bayerischen Gemeinden, die anlässlich des Todes von König Maximilian I. Joseph verfasst wurden.

Der hier vorgestellte Akt sowie zahlreiche weitere Unterlagen des Landeskirchlichen Archivs zum Tod König Maximilian I. Josephs geben eindrucksvoll Zeugnis von der Anteilnahme am Ableben des ersten bayerischen Königs. Des Weiteren geben sie einen aufschlussreichen Einblick in die kirchlichen und staatlichen Reaktionen auf ein Ereignis von nationaler Bedeutung. Die Originale der Akten können in unserem Lesesaal eingesehen werden.


Signatur des Akts des Oberkonsistoriums: LAELKB, OKM 0.1.0001 - 366